Tag 18 - Medicine-/Maligne-Lake/Jasper

Als wir aufwachen ist um uns herum schon viel los, der Parkplatz, der gestern Abend komplett leer war ist voll und viele Leute sind auf den Straßen ringsum. Gleich hinter uns ist eine Busstation, deshalb auch die lauten Geräusche. Wir packen zusammen, frühstücken aber heute im A&W (ähnlich McDonalds), was wir uns aufgrund der eingesparten Campingplatzgebühr leisten. Dann finden wir auch gleich daneben eine Tankstelle, wo wir unser Propangas auffüllen können, es war schon fast leer. Von der Weite kann man die Rocky Mountains schon sehen, sind wir froh, dass wir von der flachen Landschaft wieder in die Berge kommen. Nach 15 Minuten erreichen wir die Einfahrt in den Nationalpark, wo wir 136,40 $ für eine family-Jahreskarte zahlen (gültig ein Jahr für alle Nationalparks in Kanada), dies ist viel billiger als Einzeltag zu kaufen. Weil wir Angst haben, keinen Platz mehr zu bekommen, steuern wir den Campingplatz beim Mt. Whistler an, den wir schon von der Seilbahnfahrt kennen. "full-hookup" gibts nicht mehr, dafür aber einen ruhigen Platz und eine Möglichkeit am anderen Ende des riesigen campgrounds, unsere Abwässer loszuwerden und endlich wieder Wasser nachzufüllen! Dieser campground ist rieeeeesig! Durchmesser: 1,3 km, mit eigener Showbühne in der Mitte, einer riesigen Spielwiese, Spielplätzen, Duschen, die von unserem Platz aus ca. 500m entfernt ist und einem Wanderweg "trail", der durch den Campingplatz führt. Zumindest Klos sind bei uns in der Nähe (ca. 50m). Wir drehen eine kurze Runde um unseren Platz und fahren gleich weiter Richtung Malign-canyon und den beiden Seen im Malign-valley. Auf dem Weg dorthin haben wir auch unsere erste Tiersichtung: ein Wapiti-Weibchen grast seelenruhig ca. 10 m neben der Straße. Zwei Autos vor uns sind schon stehengeblieben, dies ist meist ein gutes Zeichen für Tiere in der Nähe. Wir machen ein paar Fotos, leider ist es in hohem Gras und man sieht nicht allzu viel und zu Nahe wie die Japaner wollen wir auch nicht gehen. Der Maligne-canyon ist sehr jung, seit der letzten Eiszeit hat er sich über 30 m in den Fels gegraben, eine sehr schmale, steile Schlucht. Wir sehen Auswaschungen, Fossilien, Wasserfälle und gehen über Brücken den Canyon entlang. Nach ca. einer Stunde sind wir wieder am Parkplatz, wo wir uns etwas platzraubend hingestellt haben (naja, für 9 m Auto war nicht mehr so viel Platz) und fahren ca. 10 Minuten zjm medicine-lake weiter, der eine schöne Aussicht auf die umliegende Queen-Elizabeth-Range (Bergkette) gibt, die genau an den Sedimenationsgrenzen aberodiert sind und dies daher eine ziemlich glatte Fläche ergibt. Hier gibt es sogar mutige (normalerweise bin das ich), die im Wasser schwimmen. Es hat geschätzte 15°C, die Lufttemperatur beträgt ca. 22°! Interessant ist, dass sich der Wasserstand dieses Sees, der von Gletschern gespeist wird im Laufe der Jahreszeiten stark ändert. Im Sommer ist er aufgrund des Schmelzwassers ziemlich voll, im Winter ist der Wasserstand 20 m niedriger, wie uns ein Fotovergleich auf einer Tafel zeigt. Nach etwa einem Kilometer, witzigerweise ca. 100 m nach einem Hinweisschild für Wildsichtungen, kommt uns am Straßenrand ein Wapiti-Männchen entgegen, wir sind die ersten, die bei ihm ankommen. Wow, das ist ein Geweih! Ich schätze das Gewicht des Tieres auf doppelt so viel wie unser Rothirsch und auch das Geweih ist viel größer und ausladender. Aussteigen trauen wir uns nicht, vom Auto schießen wir auf ca. 3 m Entfernung tolle Fotos. Nach weiteren 3 km ist plötzlich eine Bergziegenherde neben der Straße, jetzt geht es Schlag auf Schlag. Weiter gehts ca. 20 Minuten zum höchsten Punkt in diesem Tal auf 1650 m, den Malign-Lake, der von den Besiedlern so genannt wurde (malign=böse), weil er ziemlich starke Stromschnellen beim Übergang in den malign-river hat. Dort gibt es eine Bootsvermietung und eine Fähre über den See. Wir entscheiden uns für Kanus, die Fähre kostet für die ganze Familie 250$, zwei Kanus für je 3 Personen 60$, außerdem wollen wir den See selbst erkunden. Zuerst sind die Großeltern noch unentschlossen und wollen eher nicht mitfahren, dann können wir sie aber doch überreden. Ich, Mutti und Scarlett sind in einem Boot, Manu, Papa und Kevin im anderen. Wir bekommen Schwimmwesten und eine kurze Sicherheitseinschulung: "don´t paddle to the orange boyes, there starts the river and the falls!". Das Einsteigen ist sehr "lustig", da die Kanus mitsamt halten extrem wackeln und umzukippen drohen. Vor allem die Oma hat ihre Schwierigkeiten damit. Wir paddeln in Richtung Mitte des Sees und merken, dass aufgrund des Windes doch eine starke Strömung herrscht, die uns zurücktreibt. Passt eh, gegen die Strömung hin und mit der Strömung zurück. Die Oma bekommt einen halben Herzinfarkt bei den ersten Wellen, die uns treffen, weil das Boot etwas schaukelt. Sie hat extreme Angst und will zurück. Scarlett und ich können sie beruhigen und sie klammert sich fest an den Bootsrand an, daher kann sie beim paddeln nicht mithelfen. Die beste Meldung des Tages von ihr: "Gott sei Dank sitz i do auf mein Hintern, sunst tät i mi augack´n"! Haha, Scarlett und ich bekommen einen Lachkrampf nach dieser Meldung. Wir sind nicht ganz eine Stunde unterwegs und machen einige Fotos und Opa filmt die herrliche Landschaft mit Gletschern im Hintergrund. Das Aussteigen klappt besser als erwartet und wir gönnen uns danach ein Eis, das haben wir uns verdient! Ich hoffe, dass Mutti ihre Angst vor Wasser heute endlich überwunden hat, am Schluss hat es ihr schon Spaß gemacht! Beim Zurückfahren bleiben wir wieder hinter einer Autokolonne stehen, denn irgendwas raschelt da im Gras neben der Straße. Ein Bär frisst dort genüsslich, wir können uns nur nicht entscheiden, ob es ein brauner Schwarzbär oder ein kleiner Grizzly ist. Opa steigt gleich wagemutig aus und filmt mit dem letzten Strom des Akkus den Bären beim Fressen. Wir bleiben zur Sicherheit im Auto und machen dort Fotos, die aber leider nicht so gut werden. Wir kommen um ca. 18:45 Uhr am Campingplatz an, kochen schnell Nudeln, die Eltern gehen duschen und der Generator läuft fürs Aufladen der Geräte. Um 19:30 gibts eine Vorführung auf der Bühne, dort gehen wir am Trail ca. 10 Minuten hin. Ein Park-Ranger hält einen tollen Vortrag über die Wildtiere des Parks und zeigt auch Hörner/Geweihe der einzelnen Tiere her sowie eine kleine Computer-Präsentation auf der Leinwand. Während er den Unterschied zwischen Moose und Wapiti erklärt schaut er plötzlich in eine Richtung und sagt: "Look here, a Wapiti is visiting us". Und wirklich: mitten am Campingplatz steht ein Wapiti-Weibchen und frisst, ohne sich durch die Leute stören zu lassen. Er meinte noch, dass das häufig vorkommt, da sie im Park vor den Bären und Pumas geschützt wären. Nach dem Ende des Vortrags dürfen die Kinder noch auf die Bühne und sich die Geweihe näher anschauen und angreifen, dann gehen wir zum Wapiti und fotografieren es auch (Distanz ca. 10 m). Beim Rückweg zu unserem Platz sehen wir noch eines im Gebüsch, gleich neben dem Weg, unglaublich! Jetzt essen wir endlich verspätet Spaghetti auf dem Picknicktisch unseres Platzes und lassen den Tag mit einer Flasche Wein (Cabernet Sauvignon/Merlot Cuveé, Venetien, 2008) ausklingen. Hoffentlich kommt in der Nacht kein Bär...
Rockies ahead!
Maligne-Canyon, die Kinder stehen auf der Brücke!
im Maligne-Canyon
Peace!
oberer Teil des Maligne-canyon
Wegen Wildwechsel nur 60 km/h fahren!
Wapiti neben der Straße
Medicine-lake
Bergziege ("mountain-goat")
am Maligne-lake
mit dem Kanu am Maligne-lake
mit dem Kanu und der Manu am Maligne-lake
Mutti überwindet ihre Todesängste!
Queen-Elizabeth-range
Bergziegen
Plan des Campingplatzes
Vortrag
ein Wapiti-Weibchen am Campingplatz!
Abendessen
campsite Nr. 29P