Februar 2017

1. Februarwoche

Die Semesterferien waren toll, wir wohnen in Maishofen, das liegt zwischen Zell am See und Saalbach/Hinterglemm. Da wir keine ganze Woche unterwegs sind, kaufen wir uns nur eine 4-Tages-Karte für das gesamte Gebiet und so sind wir zwei Tage in dem einen und zwei Tage in dem anderen Schigebiet unterwegs. Leider hatten wir an den ersten beiden Tagen etwas Schneefall und immer wieder Nebel, dafür wurden wir in Saalbach mit herrlichem Sonnenschein belohnt. Kevin fährt mittlerweile ausschließlich mit dem Snowboard und kommt mit unserer Geschwindigkeit schon gut mit. Natürlich sind für ihn Schanzen und Hügeln das Wichtigste, sodass wir jeden Fun-Park ausprobieren müssen.
Am Samstag fahren wir noch bei unseren Freunden und ehemaligen Kollegen Herbert und Julia vorbei, die in Salzburg wohnen und mit denen wir den Nachmittag beim Rodeln verbringen. Die beiden Burschen sind schon groß geworden (6 und 4 Jahre), und die kleine Sarah sehen wir zum ersten Mal, sie ist bald 4 Monate alt. Am Samstag Abend fahren wir dann noch nach Hause und kommen spät in Deutsch-Wagram an. Jetzt gibt es noch einen Tag zum Ausrasten, dann geht die Arbeit (und die Schule für die anderen) wieder los. Es warten die zweiten zwei Wochen bei der Firma Bäcker&Partner.

Schiurlaub Zell/See und Saalbach/HinterglemmSchiurlaub Zell/See und Saalbach/Hinterglemm
Besuch bei den OberhambergersRodelpartie

2. Februarwoche

Anruf Sonntag Abend vom Georg: "Morgen Dienstbeginn 18 Uhr und Dienstende 6 Uhr bei der Firma ottobock in Simmering. Meldest dich um ca. 17:45 beim Portier, der erklärt dir die Arbeit. Später schau ich dann auf einen Sprung vorbei". Na gut, also Nachtportier bei einer Firma. Zumindest besser als die Baustelle bei der Kälte. Mich erwartet schon Christoph, der bereits seit einigen Jahren den Portiersjob hier am Tag erledigt. Er zeigt mir die Räumlichkeiten der Portierloge (WC, Küche, großer Arbeitsbereich, Computer, Schreibtisch und das alles gut beheizt. Das ist gleich was anderes für die Nacht als der Container auf der Baustelle. Etwas später trifft dann auch Peter ein, der mich bei den Rundgängen in der Nacht einschult und den ersten Dienst mit mir gemeinsam macht. Meine Aufgabe ist neben der Bedienung des Schrankens und der Tore auch ein Rundgang übers Gelände sowie durch die Produktionsbüros alle zwei Stunden. Es gibt diesmal über 35 Stiche (Markierungen, die ich mit dem Gerät erfassen muss), die bei der ersten Runde gar nicht mal so leicht zu merken sind. Die Tour geht zuerst über die beiden Eingangstore, die Container, die Außentüren der Gebäude über den großen und weitläufigen Parkplatz (direkt neben der A23) bis hinter das letzte Gebäude und zum E-Verteilerkasten am Eck des Geländes. Wenn man schnell ist, schafft man diese Runde in unter 20 Minuten, beim ersten Mal brauchen wir deutlich über eine halbe Stunde. Zwischen den Runden können wir uns frei beschäftigen, was bei uns aus Essen, Handyspielen, netflix-schauen und plaudern besteht. Peter erzählt mir von seinem wirklich sehr bewegten Leben, der hat schon so einiges durchgemacht. Georg kommt dann wirklich an diesem Abend noch vorbei, er gibt mir noch ein paar Tipps für die Runden und macht mit mir eine Runde gemeinsam, um zu schauen, ob ich sie mir schon gemerkt habe. Bis auf zwei Stiche, wo ich mir nicht mehr sicher war, funktioniert der 3. Rundgang schon ganz gut, von da an mache ich die Runden alleine, denn Peter hat ein wehes Bein. Die Zeit vergeht wirklich schnell und um 6 Uhr löst uns dann wieder Christoph für den Tagdienst ab. Sowohl Dienstag als auch Mittwoch habe ich die gleichen Dienst, wo ich allerdings schon alleine bin. Am zweiten Tag besucht mich wieder mein Freund Frosch, wir bestellen eine Pizza und verbringen einige Zeit miteinander. So ist es auch nicht ganz so fad. Am Mittwoch kommt wieder Georg auf Besuch, er bringt diesmal eine Pizza mit und wir spielen auch eine Runde Schnapsen, das erinnert an die gemeinsame Zeit beim Bundesheer (auch dass ich immer gegen ihn verliere). Die drei Tage sind wirklich schnell vergangen.

Danach habe ich einen Tag frei und beginne am Freitag erst um 9 Uhr. Ich soll mich direkt in der Zentrale beim Georg melden, er hat einen Spezialjob für mich. Wirklich sehr gespannt schneie ich kurz vor 9 beim Georg ins Büro hinein. Er drückt mir eine Liste mit Wiener Adressen in die Hand und fragt mich, ob ich schon jemals was gestohlen habe. Also ich habe mit wirklich viel gerechnet, allerdings nicht mit dieser Frage. Georg will mich heute im Testdiebstahl bei der Fa. Hartlauer einschulen. Seine Firma schult bereits seit vielen vielen Jahren die Hartlauer-Mitarbeiter in Bezug auf Ladendiebstahl und Sicherheit ein und dazu gehören auch die Testdiebstähle, die in regelmäßigen Abständen in jeder Filiale stattfinden. Meine Aufgabe wird es die nächsten Tage sein, alle Wiener Hartlauer-Filialen abzuklappern und jeweils die Mitarbeiter dort zu testen. Da sie ihn ja schon überalle in Österreich kennen, braucht er für diesen Job immer wieder neue Gesichter. Wir fahren gemeinsam in die erste Filiale auf der Liste, die sogenannte "Testfiliale", dort schult er alle neuen Mitarbeiter ein. Meine Vorgabe ist etwas einzustecken und damit aus der Filiale zu gehen, egal ob es beim Ausgang piepst oder nicht. Der Artikel soll über 50 Euro wert sein und darf keine Brille oder Hörgerät sein. Er drückt mir noch ein Sackerl in die Hand, falls ich es für den Diebstahl benötige. Falls ich vor der Filiale angesprochen werden sollte, soll ich auf keinen Fall gleich nachgeben. Ich soll mich weigern, ins Sackerl schauen zu lassen bzw. mich durchsuchen zu lassen. Die magischen Worte sind "Ich hole die Polizei", darauf werden die Mitarbeiter geschult. Erst dann soll ich mich mit meinem Ausweis (eine Vollmacht, die ich vorher von ihm bekommen habe) legitimieren. Klingt doch ganz einfach denke ich mir und gehe auf die Filiale zu. Er wartet gleich nebenan, wenn ich herauskomme, soll ich einfach zu ihm gehen. In der Filiale stehe ich dann und schaue mich um. Welchen Artikel nehme ich? Etwas großes, etwas kleines? Wo stehen die Verkäufer? Wo ist eine versteckte Ecke, wo ich nicht gesehen werde. Während ich noch am Überlegen bin, spricht mich schon ein Verkäufer an und fragt mich höflich, ob er mir behilflich sein könnte. Schön, dass hier Service groß geschrieben wird, allerdings brauch ich das jetzt genau nicht. Ich lehne die Hilfe ab, bedanke mich und schaue mich weiter um. Jetzt wo der Moment gekommen ist, wirklich was einzustecken, ist das gar nicht mehr soooo einfach. "Dreh dich nicht um und schau nicht zuviel in der Filiale umher", hat mir Georg noch als Tipp gegeben, "das fällt auf, wenn du dauernd schaust, wo die Verkäufer sind". Irgendwie eh logisch, in dem Moment möchte man es aber trotzdem tun. Ich finde und finde keinen Artikel, den ich unauffällig einstecken kann, schön langsam werde ich nervös. Fast hätte ich die Filiale weiter verlassen, als ich vor dem Druckerpatronenregal stehe. Das kostet eine 89,90, genau perfekt auch von der Größe her. Ich versuche, sie möglichst unauffällig hinter dem Regal in das Sackerl gleiten zu lassen - geschafft. Jetzt nur nicht auffallen! Ich stelle mich noch an eine anderes Regal, begutachte andere Artikel und drehe mich dann in Richtung Ausgang um. Keiner hat mich bemerkt, die Luft ist rein. Ich gehe selbstbewusst durch den Ausgang, bei Rausgehen piepst es natürlich - mir egal, einfach weitergehen denke ich mir.

Nach ein paar Schritten sehe ich schon Georg am Eck stehen und gehe auf ihn zu. Anscheinend ist mir keiner gefolgt, es hat auch niemand reagiert. Er deutet mir "weitergehen" und ich biege ums nächste Eck. Kurz darauf spüre ich schon die Hand auf meiner Schulter. "Entschuldigen Sie, meine Kollegin hat gesagt, sie haben eine Tintenpatrone im Sackerl und nicht bezahlt!", höre ich aufgeregt sagen. Na gut, jetzt cool bleiben und einfach das Gelernte abspulen. Nein, habe ich nicht; Nein, sie dürfen nicht in das Sackerl schauen! Nach kurzem Zögern sagt dann der Verkäufer die magischen Worte: "Na dann muss ich die Polizei holen". Sehr gut, denke ich, alles läuft nach Plan. Ich hole meinen Ausweis aus meiner Jackentasche, weise darauf hin, dass dies ein Testdiebstahl war und begleite ihn zurück in die Filiale. Georg kommt gleich mit und zeigt mir, wie ich das Protokoll, welches immer nach einem Diebstahl angefertigt werden muss, richtig ausfülle. Währenddessen sagt mir der Verkäufer, dass der Diebstahl von keinem Kollegen, sondern von der Putzfrau entdeckt wurde, die gerade neben mir die Regale abgestaubt hat, beobachtet wurde. Ehrlich gesagt, die habe ich gar nicht bemerkt, die ist mir nicht aufgefallen. Sie nimmt das Lob von ihren Kollegen sowie vom Georg gelassen und meint nur: "Na wenns gleich neben mir passiert, sag ichs halt weiter". Nach dem Papierkram verbringen wir noch ca. 30 Minuten in der Filiale und Georg zeigt mir einige Tricks und Kniffe, wie ich Dinge unauffällig einstecken kann. Er bläut mir auch ein, dass es nicht darauf ankommt, nicht erwischt zu werden (ich bekomme keine Medaille für unbemerktes Stehlen), sondern darauf, die Mitarbeiter zu testen. Ich soll auch einmal etwas ganz auffällig einstecken bzw. etwas großes aus dem Geschäft tragen, einfach nur um zu sehen, ob es einem Mitarbeiter auffällt, und wie diese reagieren. Abgesehen davon, sollen auch die Diebstahlsicherungen kontrolliert werden, ob sie auslösen.



Mit Georg in der PortierlogeMein neuer Arbeitsplatz
PizzaAss, 40, danke für die Mitarbeit

3. Februarwoche

Dienstbeginn 8 Uhr, Firmenzentrale 3. Bezirk. Ausfassen der neuen Liste, Dienstauto erhalten und ab gehts durch Wien den ganzen Tag. Alle Filialen müssen bis 18 Uhr erledigt werden. Es führt mich wirklich wieder durch fast alle Bezirke und ich kann euch sagen, ich habe wirklich alles erlebt. Von Filialen, wo ein Mitarbeiter in Zivil davor steht und alle Personen, bei denen es beim Verlassen des Geschäftes piepst kontrolliert bis zu Filialen, wo sich keiner um die Kunden kümmert und ich zwei(!) ausgepackte All-In-One Drucker offen aus dem Geschäft trage und es fällt nicht auf. Zum Glück schaffe ich es bis kurz vor 6, die Liste abzuarbeiten, für morgen (Dienstag) bekomme ich gleich eine neue, diesmal mit allen Filialen im Burgenland sowie einige im südlichen Niederösterreich. Dort ist es noch viel leichter, offensichtlich große Dinge aus der Filiale zu bringen. Ich werden an diesem Tag nur zweimal aufgehalten (einmal hängt sich ein Mitarbeiter bei mir im Arm ein, damit ich nicht weglaufe!), sonst kann ich mit oder ohne Warensicherung die Filialen mit teilweise teuren Produkten verlassen. Meine Aufgabe ist es auch, die Mitarbeiter mit Tipps zur Vermeidung solcher Diebstähle aufzufrischen. Manche (vor allem junge) wundern sich, wie leicht man unbemerkt (obwohl eh offensichtlich) mit Waren die Filiale verlassen kann. In manchen Filialen reagiert der Geschäftsführer eher unfreundlich, ich denke, die werden von oben eine Nachschulung bekommen. Jetzt fehlen mir noch zwei Dienste, dann sind meine 4 Wochen in der Firma wieder um. Am Mittwoch werde ich am Vormittag mit Edi mitgeschickt, der als Alarmfahrer in der Firma angestellt ist. Er fährt mit einem Dienstauto einige Objekte (Wohnungsanlagen, Häuser, Garagen) ab, wo er entweder die Aufzüge auf Fehlfunktionen überprüft (Alarmglocke, Beschriftungen, Türen, usw.) als auch im 18. und 19. Bezirk (Cottageviertel) einige Villen und Wohnungsanlagen auf Einbrüche untersucht und einfach Präsenz zeigt. Falls ein Aufzugsalarm in der Firma eingeht, wird er sofort zur Befreiung der Personen dorthin geschickt, darauf ist er ausgebildet. Über Mittag zeigt mir ein anderer Kollege im ersten Bezirk sein "Revier" in Bezug auf Brandmeldeanlagen. Diser Kollege ist als Brandschutzwart darauf eingeschult, die Anlagen in einigen großen Gebäuden von Banken und anderen Geschäften zu überprüfen, bei Alarm sofort vor Ort zu sein sowie bei Baustellenbetrieb einzelne Melder ein- oder auszuschalten. Dies interessiert mich als Feuerwerker natürlich besonders, manche Anlagen sind wirklich komplex. Er inspiziert auch die Feuermelder und kontrolliert, ob überall die Notausgangsschilder und Hinweistafeln für die Feuerlöscher usw. vorhanden sind. Am Nachmittag fahre ich wieder mit Edi einige Objekte an, bis wir um 18 Uhr Dienstschluss haben. Meinen letzten Dienst trete ich am Samstag um 20 Uhr in der Firma an, da bin ich mit einem Kollegen mit, der als Revierfahrer die Nachtdienste erledigt. Seine Aufgabe ist es, verschiedene Objekt (hauptsächlich im 7.-9. Bezirk) auf besondere Vorkommnisse zu untersuchen und Kontrollrunden in Garagen und Hinterhöfen zu machen. Vorrangig soll er auf Einbrüche, auf Obdachlose oder auf Drogendealer achten, die manche Garagen als Schlaf- oder Umschlagplatz benutzen. Dieser Dienst dauert gefühlt 134 Stunden lange. Vor lauter Objekten, langen Gängen, endlosen Stiegen, Aufzügen und Garagennischen, hab ich bald die Orientierung verloren. Also für diesen Job bin ich völlig ungeeignet. Um 6:30 Uhr ist Dienstschluss und ich bin froh, diesen Job hinter mir zu haben. Einerseits habe ich auch dort wieder viele nette Leute kennengelernt, einiges Neues gesehen, andererseits ist die Eintönigkeit dieser Arbeit für mich auf Dauer nicht zu ertragen. Die vier Wochen haben wirklich gereicht. Ich habe fertig...

Mit Edi auf AufzugskontrolleVillenviertel im 19. Hieb
Auf Rundgang mit dem BrandschutzwartMitten in der Nacht im Nirgendwo auf Runde

4. Februarwoche

Ja und nun beginnt bereits die 5. Jahreszeit: Die Musicalzeit. Die letzte Woche des Februars ist seit Jahren schon für die Musicalwoche unserer Schule reserviert. Natürlich arbeit ich auch dieses Jahr während meines Sabbaticals gerne mit. Nach der letztjährigen Regie von Elisabeth wende ich mich wieder jener Arbeit zu, die ich am besten kann: Das Buffet-Team organisieren. Die Schülerinnen dazu haben sich bereits angemeldet und ich treffe von Mo-Mi noch eine engere Auswahl. Alle sind dieses Jahr zum ersten Mal in meinem Team, das heißt, ich muss sie ganz neu einschulen. Wir haben uns für die diejährige Aufführung (das Musical Hair) etwas besonderes vorgenommen: Wir machen neben Brötchen auch Burger für die Gäste. Da es dieses Jahr ja zum letzten Mal stattfinden wird, kann man ruhig mal ein bisschen mehr Geld ausgeben und probieren, ob das bei den Leuten ankommt. Um euch nicht zu langweilen: Die Woche verlief super, die Vorbereitungen haben gepasst, die Burger haben geschmeckt (leider haben wir in den 20 Minuten Pause nicht genug nachproduzieren können), und alle waren zufrieden. Wieder große emotionale Moment vor, während und vor allem nach den Vorstellungen, am Sonntag, dem letzten Tag, wollte wirklich keiner heimgehen. Ich habe mich dann um kurz nach drei Uhr früh verabschiedet, denn am Tag danach bin ich mit fünf weiteren Kollegen auf Wintesportwoche unterwegs. Zum Glück habe ich bereits Tage zuvor meinen Koffer, die Schiausrüstung und das restliche Klumpert in der Schule hergerichtet, sodass ich nach etwas mehr als drei Stunden Schlaf im Turnlehrerkammerl der Schule in den Bus nach Altenmarkt einsteige. Dazu aber mehr im nächsten Monat...

Unser Musical-LehrerteamDonnerstag Abend, Nachbesprechung
Unsere Musicalmama nach der GeneralprobeDas Buffet-Team
Applaus bei der PremierePremierenfeier
Auch Georg hats gefallenAlso das hätte ich mir von ihm nicht gedacht ;-)