Oktober 2016

3.10.2016 - erster Arbeitstag

Der Wecker läutet ungewohnterweise um 5:45 Uhr. Schnell Zähneputzen und anziehen, kurze Kontrolle, ob ich eh nix vergessen habe und schon gehts um kurz nach 6 Uhr los in Richtung Lassee. Beim Geier noch kurz ein kleines Frühstück für unterwegs gekauft und Ankunft um 6:40 Uhr bei der Fa. Kubena. Die Chefin begrüßt mich gleich überschwänglich, wir können es beide kaum glauben, dass ich wirklich für sie arbeite. Ich bekommen noch zwei Firmen-T-Shirts, es wird ein schnelles Foto in der Firmenhalle gemacht und da kommen auch schon meine Kollegen hereinspaziert. Ich werde dem Fliesenleger Janos zugewiesen, mit dem ich gleich Steinkleber ins Auto verlade und kurz vor 7 zur Baustelle aufbreche. Der Chef weist uns noch kurz ein, was zu tun ist, dann bin ich auch schon mit Grundieren des Bodens an der Reihe. Danach spachtle ich die Fugen mit Kleber zu und schleppe einige Säcke Kleber sowie Granitsteine in unsere Nähe. Bei so einer Arbeit lernt man einiges dazu, zB. dass man die Scheibtruhe gleichmäßig beladen sollte, die kippt sonst leicht :-). Für den Rest des Tages bin ich für das Anrühren des Klebers verantwortlich, nach einiger Zeit kommt es mir so vor, als hätte ich mein ganzes Leben noch nix anderes gemacht. Gegen 15:30 sind wir mit dem Auftragen des Klebers fertig, dann wird noch alles abgewaschen und weggeräumt. In der Firma räumen wir noch das Auto aus, befreien es vom Dreck und verabschieden uns von der Chefin.
Man spürt am Ende des Tages dann doch den Rücken ein bisschen, ich habe es mir allerdings schlimmer vorgestellt. War echt ein cooler erster Arbeitstag!
Dienstbeginn: Montag, 6:45 Uhr
Grundieren...und fertig ist das Verspachteln

erste Arbeitswoche

Man gewöhnt sich schön langsam an das frühe Aufstehen und den frühen Dienstbeginn, am Abend schlafe ich aufgrund der natürlichen Müdigkeit eh schon ab 22 Uhr ein. Manchmal ist es gar nicht so leicht, zu wissen, was der Kollege meint, mir fehlte am Anfang einfach das Fachvokabular der Werkzeuge und der Anweisungen. Durch die häufige Wiederholung gewöhnt man sich an die einzelnen Arbeitsschritte - es geht alles schon viel schneller und fehlerfreier von der Hand. Nach ein paar Tagen ist man allerdings eingespielt, es funktioniert immer besser. Wichtige Lektionen der ersten Woche sind:
1.) Man legt Werkzeuge und Dinge nicht einfach irgendwo auf den Boden, es könnte sein, dass man nachher darüberstolpert oder draufsteigt.
2.) Man hat immer einen Zollstock, einen Bleistift und ein Stanley-Messer bei sich
3.) Stanley-Messer sind scharf
4.) Kleber, Beton und Grundierung vertragen sich nicht mit den Augen
5.) Ohne Radio macht die Arbeit nur halb so viel Spaß!
Irgendwie ist man doch stolz, wenn man an einem Tag ca. 1,6 Tonnen Beton geschleppt und gemischt hat, vor allem, wenn er dann schön am Boden liegt. Am Donnerstag sind wir beide auf den Geschmack von 88,6 (der Musiksender) gekommen. Der Oktober steht dort unter dem Motto "Rocktober". Genau meine Musik - und auch genau die meines Kollegen Janos. Ich will gar nicht wissen wie das ausgeschaut hat, wir beide headbangend und laut singend Platten verlegen. Aber genauso macht die Arbeit gleich doppelt so viel Spaß - keep on rockin!
Steinkleber und GranitflieseMein heutiges Tagesprojekt
beim Betonmischenmeine Kollege Janos und ich

zweite Arbeitswoche

Das Wochenende habe ich natürlich dazu genutzt, ein bisschen länger zu schlafen, um den Schlafmangel der ersten Woche auszugleichen. Des weiteren ist es schön, sich am Sonntag Abend das Qualifikations-Match gegen Serbien anzuschauen, ohne an die Schule morgen zu denken - keine Vorbereitungen, keine Listen, keine Termine. Morgen früh sagt mir der Chef eh, was ich zu tun habe...
Am Montag werde ich dem Werner - einem anderen Kollegen - zugewiesen, wir haben die Aufgabe, einen Ofen in einem Haus zu setzen. Bei der Ankunft wird uns klar, dass wir den Ofen (der in der Firma mit dem Stapler ins Auto gehoben wurde) sicher nicht zu zweit ins Haus bringen. Der Chef ist zwar mitgekommen, aber auch zu dritt haben wir bei ca. 350 kg keine Chance. Wir schaffen es gerade mal, die Palette mit dem Ofen aus dem Auto zu kippen. Zufälligerweise fährt ein Firmenauto einer befreundeten Firma vorbei und die zwei Arbeiter bieten an uns zu helfen. Zu fünft, mit einer Sackrodel sowie viel Schweiß und Tränen hieven wir den Ofen dann irgendwie ins Haus. Jetzt wird alles ausgepackt, die Einzelteile aufgelegt und alles fürs Aufstellen hergerichtet. Was mich besonders fasziniert ist die Genauigkeit, mit der hier alle arbeiten. Bevor was fix montiert oder geklebt wird, misst und rechnet man drei mal nach. Mir fällt überhaupt auf, dass die Arbeiter hier alle viel schneller Kopfrechnen können als die meisten meiner Schüler. Liegt wahrscheinlich an der Übung... Ich bin wieder für den Kleber verantwortlich sowie das Bringen der Arbeitsmaterialien und der Werkzeuge. "A zwahundata Lottn und an Zimmarawinkl bringst ma bitte vum Auto". Aha, was genau soll ich jetzt holen? An die Nomenklatur muss ich mich erst wirklich gewöhnen. Hier lernt man auch improvisieren, denn dauernd gibt es irgendetwas unvorhergesehenes. Entweder man hat zu wenig Material mit oder das Falsche, es fehlt ein Teil bei der Lieferung oder am Aufstellort ist etwas anders als ausgemacht. Alle bleiben immer ruhig und cool, es wird sofort nach einem Plan B gesucht und auch gefunden, irgendwie gehts immer => Das nennt man lösungsorientiert.
Am Dienstag bin ich wieder mit Janos in der Halle, wo wir weiter die Platten verlegen. Mittlerweile sind wir schon am Ende des Raumes mit den Platten, es fehlt am Schluss nur noch der Teil unter den aufgestapelten Metallteilen. Der Besitzer wollte diese nicht aus der Halle räumen, wir sollen einfach darunter fliesen. Das war genau so ein Moment, wo ich froh bin, dass nicht ich die Fliesen legen muss. Janos verlegt hier alles halb kniend, halb hockend, halb liegend, es ist eine Katastrophe. Ich werde von ihm vorher noch an der Nassschneidemaschine für Fliesen eingeschult und übernehme daher die Schneidearbeiten, damit er nicht jedesmal unter dem Metall hervorkriechen muss. Es geht zwar aufgrund der Spezialsituation und der vielen Schneiderei langsamer voran, trotzdem schaffen wir es, den Raum fertigzumachen. Um ehrlich zu sein ist man dann doch stolz darauf, etwas geschafft zu haben. Vor allem sieht man es direkt vor sich und kann sich darüber freuen. Dies ist auch eines der großen Unterschiede zum Unterrichten, man sieht irgendwie dort kein (sofortiges) Ergebnis.
Am Mittwoch mache ich mit Werner beim Ofen weiter, heute wird fertig verkleidet sowie die Nische für das Holz gemauert. Wiedermal ist es unglaublich, wie genau alles vermessen und nachgemessen wird. Das dauert am längsten, doch dann geht es ruck zuck und alles steht gerade da. Bei mir zuhause ist es immer umgekehrt, kurz überlegen und kurz messen, schnell arbeiten und alles ist schief. Ich bediene heute neben vielen anderen Kleinigkeiten die große Trennscheibe, das ist ein richtig böses Gerät. Eine falsche Bewegung und der Finger ist weg. Der Lärm und Staub ist grenzwertig, doch mit Schutzbrille gehts dann eh, nachdem ich einige Steinsplitter ins Auge bekommen habe. Zweimal bricht ein Teil der Platten, die ich zuschneiden sollte, ab. Beim zweiten Mal ist es dann doch peinlich. Werner ist geduldig, gibt mir Tipps, wie ich das in Zukunft vermeide und vertraut mir weiterhin beim Schneiden. Eine wichtige Randbemerkung noch zum Thema Baustelle. In/An diesem Haus arbeiten nicht nur wir, seit Wochen sind verschiedenste Gewerke hier tätig gewesen und immer wieder kommen andere Firmen und machen ihren Teil. Auf der gesamten Baustelle befindet sich genau ein Mobil-Klo, vor dem ich mich wirklich schon gefurchten habe, denn deren Zustand bin ich ja von Festivals gewohnt. Doch siehe da, dieses hier ist sehr sauber, obwohl hier wahrscheinlich nur Männer ihr Geschäft verrichten und dies schon seit längerer Zeit. Ich kann es kaum glauben, es funktioniert hier. Was ist nur mit den Festival-Besuchern los?
Am Donnerstag schlägt die Müdigkeit der Woche voll zu. Während der Arbeit ist es kein Problem, man ist ja eh beschäftigt, aber in den Pausen bzw. beim Autofahren fallen mir fast die Augen zu. Ich brauche doch mehr als 5 Stunden Schlaf pro Nacht. Der heutige Tag war sehr lernintensiv, beim Thema "Namen für Werkzeuge und Dinge" bin ich noch immer nicht ganz sattelfest. Also wirklich, wer weiß schon, was eine "Doka-Platte", ein "Fäustl" oder eine "Schelle" ist. Die Reaktion beim Nachfragen fällt dann zwischen belustigt und ungeduldig aus. An manchen Reaktionen beim Nachfragen merke ich, dass die Schonzeit in der Firma vorbei ist. Lustig ist auch die Bedeutung von "Legst des auffe" und "Hoist des owe". Damit ist nicht etwa das Holen und Hinlegen in ein Regal gemeint, sondern etwas ins Auto tragen oder etwas vom Auto holen! Bitte, ich brauche ein Wörterbuch! Was mir leider immer noch Schwierigkeiten bereitet, ist das Auffinden und das wieder richtig Zurücklegen von Werkzeugen in den Autos. Da jeder Arbeiter fast immer mit dem gleichen Auto fährt, hat es jeder etwas anders eingeräumt und geschlichtet. Was in dem einen Auto links ist, ist beim anderen vielleicht rechts oder doch hinten unter all dem anderen Zeug. Besonders unlustig werden die Kollegen, wenn man etwas weggeräumt hat und dann finden sie es nicht mehr dort, wo sie es erwarten. Da muss ich eindeutig besser werden und mich mehr konzentrieren, sonst ist es aus mit der Freundlichkeit. Ansonsten verlief der Tag problemlos, wir setzten einen neuen Ofen in Baumgarten/March. Diesmal waren wir beim Tragen nur zu zweit, der Chef grinste mich in der Früh mit den Worten an: "Heute müsst ihr den Ofen zu zweit ins Haus tragen, der ist aber eh leichter als der andere". Wo er recht hat, hat er recht, der Ofen war wirklich leichter. Aber 150 kg zu zweit sind auch nicht wenig. Mit der Rodel schaffen wir das Monstrum über die Stiegen und die Terrassentür, langsam und sehr anstrengend. Wieder wird zu Beginn sehr lange vermessen, Plan gelesen und die Kacheln aufgelegt, um dananch schneller arbeiten zu können. Habe ich die Genauigkeit der Arbeiter schon erwähnt? Da wird nichts dem Zufall überlassen, bevor nicht alles genau eingezeichnet ist und passt, wird nicht weitergearbeitet. Ich kann jetzt mittlerweile schon mit allen verwendeten Maschinen umgehen und unterstütze Werner beim Ziegel- und Kachelsetzten. Der Tag geht heute einigermaßen schnell vorbei, wenn man dauernd zu tun hat, vergeht die Zeit irgendwie schneller. Der Freitag beginnt mit einer interessanten Erfahrung. Werner sagt mir bereits im Auto, dass er den ganzen Abend gestern über die gestrigen Kacheln nachgedacht hat, er meint, es passt die Rundung nicht um ca. einen cm. Bevor wir weiterbauen, möchte er gerne nochmal nachmessen und ggf. den Ofen verschieben. Und siehe da, es stimmt wirklich, wir müssen den Ofen ein Stück nach rechts verschieben, was weniger Aufwand ist, als die Kachel zu schneiden. Es ist wieder mal unglaublich, wie genau hier gearbeitet wird. Vor allem Werner ist ein Mensch, dem wichtig ist, das alles passt. Danach machen wir beim Ofen weiter und verkleiden die eine Seite mit Kacheln fertig und beginnen an der anderen Seite mit Ytong-Steinen die Form des Ofens zu bauen. Wieder viel messen und rechnen, das muss alles ganz genau nach Plan gemacht werden, denn die Kacheln sind genau nach Maß hergestellt. Interessant ist auch, wie man Ytong-Steine bearbeiten kann. Nämlich nicht nur schneiden, sondern auch abschleifen. So schaffen wir es, eine Rundung an der Vorderseite des zukünftigen Ofens herzustellen. Der Tag geht schnell vorbei, am Freitag ist ja Frühschluss um 13:30. Ich beeile mich nach Hause, gehe schnell duschen und fahre nach Berndorf weiter, denn dort treffe ich meine Lehrerkollegen beim Lehrerausflug...
Werner, ich und der OfenJanos beim unmenschlichen Fliesenlegen
Werner und ichDer fertig gemauerte Ofen
Zuerst messen......dann nochmals messen...
...dann die Kaminanschlussstellen einputzen

dritte Arbeitswoche

Den Montag kann man unter "staubig und anstrengend" zusammenfassen. Ich habe ca. 1 Tonne Fliesen, sowie ca. 400 kg Estrich zuerst ins Auto eingeräumt und dann auf der Baustelle ausgeräumt. Dort findet gerade ein Umbau eines alten Hauses statt, wo wir sowohl den Ofen samt Kamin machen als auch die Fliesen legen. Deshalb waren wir auch zu viert vor Ort, zwei Kollegen kümmern sich um das Ofenrohr samt Stemmarbeiten und Verkleidung, einer betoniert die Dusche und ich stehe als Helfer für alle zur Verfügung. Ja das klingt lustig und so ist es auch. "Andi bitte hol mir dieses und jenes vom Auto", "Kannst du mir bitte einen Kleber anmachen, Andi?", "Bitte kratze die Wand mit der Spachtel ab, danach kehrst du sie ab und zum Schluss kehrst du den Boden auf", "Andi fahr zum Lagerhaus und hole Estrich", usw. Das ist genau die Art von Arbeit, die ich in diesem Jahr haben wollte. Ich arbeite einfach seriell das ab, was man mir sagt. Einfache Anweisungen, einfache Dinge, kein kompliziertes Denken und vor allem: keine Verantwortung. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie ich das genossen habe. Ja es ist anstrengend, aber am Ende hat man gemeinsam etwas geschafft und kann stolz sein. Ein tolles Erlebnis hatte ich noch am Nachmittag, wo mir Janos im 1. Stock zeigen wollte, was ich zu tun habe. Wir marschieren die Stiegen hinauf und auf einmal sagt er "Vorsicht". Ich schaue auf die Stufen, sehe nichts, wundere mich noch, worauf ich aufpas... BUMM! Ich bin mit so einer Wucht gegen einen Pfosten auf Stirnhöhe gekracht, dass mir kurz schwindlig wird und ich mich hinsetzen muss. Mir tut der Kopf und die Zähne weh, die aufeinandergeschlagen sind und kenne mich momentan nicht aus. Die Kollegen kümmern sich um mich, nach einigen Minuten gehts mir eh wieder besser. Also derjenige, der den Pfosten dort montiert hat, dem gehört ... (das schreibe ich jetzt lieber nicht). Vielleicht hätte ich bei der Warnung auch nach oben schauen sollen, kann man nicht mehr ändern. Das wird mir nicht nochmal passieren!
Am Dienstag war ich wieder mit Werner in Baumgarten, um am Ofen weiterzubauen. Trotz des miesen Wetters waren wir in guter Stimmung (und das ohne Radio!) und die Arbeit ging irgendwie leicht von der Hand. Es ist unglaublich, was an einem Tag weitergeht, wenn man gut zusammenarbeitet. Mittlerweile kenne ich schon fast alle Dinge beim Namen, nun weiß ich auch bereits fast immer, was mein Kollege als nächstes benötigt und richte es schon her. Mit seiner Genauigkeit, und man muss fast sagen künstlerischen Fähigkeiten, haben wir die Grundform des Ofens mit der Verkleidung fast fertig bekommen, man kann sich das Ergebnis schon richtig vorstellen. Und wieder das Gefühl, etwas schönes geschafft (erschaffen) zu haben, es ist sooooooo befriedigend. In der Firma erzählt mir meine Kollegin Mary dann von der heutigen Konferenz in der Schule, ich nehme es lächelnd am Rande zur Kenntnis. Bin ich froh, von dort jetzt weit weg zu sein...
Am Mittwoch arbeiten wir am Ofen weiter und werden bis auf den Verputz fertig. Die Kunden kommen zufällig vorbei und bewundern das gute Stück und loben unsere Arbeit. Ich glaube, die freuen sich schon auf das Einheizen. Am Donnerstag arbeite ich zum ersten Mal mit meinem Kollegen Marco zusammen. Wir sind gemeinsam in einem Einfamilienhaus zum Fliesenlegen im Bad eingeteilt. Wir verstehen uns auf Anhieb gut und stehen auch auf die gleiche Musik. Er ist überhaupt ein ziemlicher cooler Typ und bezeichnet sich selbst als Punk im Ruhestand. Beim verfliesen der Badezimmerwand gibt es ziemlich viele Auslässe aus den Fliesen zu schneiden (Steckdosen, Wasseranschlüsse, Kanal), wobei ich ihm zuerst zuschaue und es dann selbst probiere. Am Anfang bin ich beim Ausschneiden mit der Trennscheibe noch etwas zögerlich, denn ein falscher Schnitt, und die Fliese ist hin. Nach einiger Zeit geht es aber ganz gut und ich übernehme die Ausschneidarbeiten, während er die Fliesen pickt. Er bringt mir an diesem Vormittag überhaupt viel vom Fliesenlegen und -schneiden bei, soviel habe ich in den ganzen zwei Wochen davor nicht übers Fliesen gelernt. Das wichtigste, was er mir auf den Weg mitgegeben hat, ist seine Fliesenleger-Philosophie:
1. Der beste Freund des Fliesenlegers ist der Schwamm.
2. Keile sind Gold. Fliesenlegergold. Das muss man überall einsammeln.
3. Ein Fliese muss man behandeln wie eine Frau: hart aber herzlich.
Am Nachmittag holt mich der Chef von der Baustelle ab und wir fahren nach Matzen auf die Großbaustelle der neuen Volksschule, die dort gerade gebaut wird. Meine Aufgabe für den Nachmittag ist das Hinauftragen von Fliesenkleber und Fliesen. Ich transportiere in 2 Stunden 7 Säcke Fliesenkleber (zu je 25kg) sowie 1 Palette Fliesen (ca. 800 kg) vom Vorplatz der Baustelle in das Gebäude mit der Scheibtruhe und von dort per Hand einzeln in den 2. Stock, weil dort die Räume verfliest werden. Das ist mit Abstand die anstrengendste Arbeit, die ich bis jetzt verrichtet habe. Zu Beginn gehts noch leicht, doch nach der ersten Stunde schleppen spürt man jeden Muskel im Körper und man schwitzt trotz T-Shirt und 8°C. Danach hole ich völlig fertig noch Marko von seinem Arbeitsplatz ab und wir fahren zurück zur Firma. Am Abend tut mir alles weh.
Am Freitag machen wir am Vormittag am Ofen in Strasshof weiter. Wir spielen uns lange am Ofenrohr herum, damit das gerade wird. Wieder sieht man die Genauigkeit beim Arbeiten. Bevor das nicht gelöst ist, wird nicht weitergearbeitet, das muss genau sein. Am Nachmittag sind wir für Ausbesserungsarbeiten in Marchegg, da schneiden wir eine Natursteinfliesenkante gerade ab und müssen sauber arbeiten, denn das Haus ist schon eingerichtet und die Wände schön ausgemalt. Dann wird mit Staubsauger und Wischtuch noch alles ordentlich hinterlassen und ab gehts ins Wochenende.
Hausumbaubeim Schneiden
beim Mauernsieht doch schon schön aus
fast fertigMarco ich und das Badezimmer
die müssen alle noch in den 2. Stockfertig!
gerade oder nicht?

vierte Arbeitswoche

Der Montag beginnt gleich herrlich - nach einem Derbysieg schaut die Welt gleich viel violetter aus! Mit einem dicken Grinsen im Gesicht komme ich in die Firma, meine Arbeitgeber sind ja beide Rapidler! Franz und Mary bemerken mein Grinsen, ich muss gar nix mehr sagen. Im Vorbeigehen zischen sie nur "Sag nix Andi, bitte sei still!" Da muss auch gar nix gesprochen werden, die Reaktion hat mir gereicht, der Arbeitstag ist gerettet. Ich bin wieder Marco zugeteilt, mit dem ich in Strasshof die beiden Badezimmer weiter verfliesen soll. Wir arbeiten zügig weiter und er bringt mir wieder einiges übers Fliesenlegen bei - hauptsächlich theoretisch. Beim den praktischen Dingen stelle ich mich gar nicht mal so geschickt an, leider! Wir hören wie gewohnt Radio bei der Arbeit und unterhalten uns über die verschiedensten Themen - er ist sehr interessiert an manchen Dingen. Am Nachmittag fahren wir dann noch bei einem Kunden vorbei, bei dem eine Fliese nicht passt, die wir ausschneiden und neu verlegen sollen. Diese steht ein wenig heraus und ist nicht in der Waagrechten. Vorher hat mich Marco noch gebrieft, dass wir dort seeeeehr vorsichtig und sauber arbeiten müssen, der Kunde ist etwas schwierig. Wir bemühen uns bei der Arbeit, machen kaum Schmutz, putzen alles sofort weg, schneiden draußen die Fliese und machen sowohl Kleber als auch die Fugenmasse vorm Haus an. Trotzdem steht der Hausherr nicht mal 1 m neben uns bei der Arbeit und verfolgt jeden Arbeitsschritt akribisch. Manchmal steht er so nah am Geschehen, dass ich mir schwertue, an ihm vorbei die Arbeit zu verrichten. Trotzdem haben wir die Arbeit in knapp über einer Stunde geschafft und ihn zufriedengestellt.
Am Dienstag bin ich mit Janos wieder in Deutsch-Wagram, wo das Badezimmer zuerst mit Dichtband versehen und dann verfliest werden soll. Wir beginnen mit den Wandfliesen, ich bin wieder für den Kleber und Ausschneidarbeiten zuständig. Hier müssen wir vorher auch gut ausmessen, damit wir überall die Mitte mit der Fuge erwischen sowie die Fliesen auf die Länge gut aufteilen. Zu Mittag ruft mich dann der Chef an und kommandiert mich zur Großbaustelle ab, wo ich - wie letzte Woche - Fliesen von unten in den zweiten Stock tragen soll. Die Fliesenleger haben bereits begonnen zu arbeiten und ihnen gehen langsam die Fliesen oben aus. Na super, am Abend wird mir wieder alles weh tun. Ich trage also ca. 2,5 Stunden Fliesen hinauf und schaffe in der Zeit nicht ganz 1,5 Paletten, also mehr als letztes Mal. Während des Tragens hat man ja viel Zeit nachzudenken und so beschäftige ich mich mit Rechnungen zu meiner Arbeit. Also: Eine Palette besteht aus zwei Lagen mit je zehn Doppelpackungen Fliesen, die ich aber auseinandernehme und einzeln hinauftrage (ca. je 20 kg). In einer Packung befinden sich 6 Fliesen, ich trage also 240 Fliesen pro Palette hinauf. Das Gewicht beträgt 2 x 10 x 2 x 20 = 800 kg. Die beiden Stockwerke sind über 44 Stufen erreichbar, ich steige daher pro Palette Fliesen über 1.760 Stufen. Eine Stufe hat eine Höhe von 17 cm, dh. die Gesamthöhe, die ich heute mit jeweils einem Fliesenpackerl erklommen habe beträgt 17 x 1.760 = 29.920 cm, das sind ca. 300 m. Die kinetische Energie, die dafür nötig war - und die ich daher verbraucht habe - bzw. die Arbeit, die ich verrichtet habe (ist physikalisch das gleiche) beträgt nach der Formel: W=F*s; F=m*a => W=m*a*s ca. 2.350 kJ. Das sind in alter Einheit ca. 561 kcal. Das gilt aber nur für das zusätzliche Gewicht der Fliesen. Wenn ich da mein Körpergewicht dazurechne, dann...ach lassen wir das. Zur Erklärung für diejenigen, die es interessiert: W=Arbeit (Energie), F=Kraft, s=Weg, m=Masse, a=Erdbeschleunigung (9,81). Nach dem Heimkommen dusche ich ausgiebig und ganz heiß, so vermeide ich Muskelschmerzen danach. Außerdem kann ich ja einen Tag ausruhen, morgen ist ja Feiertag.
Am Donnerstag nach dem Feiertag gehts meinem Rücken schon besser, ein Tag Pause tut wirklich gut. Heute bin ich zum ersten Mal mit meinem Kollegen Christian gemeinsam im Auto, wir haben die Aufgabe, zwei Kaminöfen in Betrieb zu nehmen. Da wir nur zu zweit sind, schaue ich außen auf der Verpackung der Öfen auf die Gewichtsangabe. Ins Auto hinein werden sie ja in der Firma mit dem Stapler gehoben, hinunterheben und ins Haus müssen wir sie tragen. Der erste hat 143 kg, der zweite 176 kg. Na hui, ich freue mich schon drauf. Christian meint, dass das eh zu zweit leicht geht. Beim Kunden selbst können wir mit dem Auto ziemlich nah heranfahren, sodass der Weg zum Aufstellort nicht mehr so weit ist. Gemeinsam mit der Rodel schaffen wir das Monstrum ins Wohnzimmer, das war wirklich nicht so schlimm. Zuerst wird der Kamin aufgestemmt, das Loch vermessen, die Anschlussstücke zugeschnitten und eingemörtelt. Danach beginnt der langwierige Teil mit dem Ofenrohr. Da der Ofen in der Mitte des Kamins stehen soll, der Kamin aber aus zwei Zügen besteht, wovon einer unser Rauchabzug ist, kann das Rohr nicht gerade verlaufen. Wir puzzeln uns aus mehreren Ofenrohren (gerade Rohre, verstellbare Winkel) das passende Stück zusammen, doch leider haben nicht alle Teile die gleiche Farbe. Deshalb sprayen wir mit schwarzem Ofenspray danach alles in der selben Farbe an, sieht super aus! Leider vergeht bei so einem Flickwerk sehr viel Zeit, sodass wir erst kurz vor Mittag von dort wegkommen und zum zweiten Ofenkunden fahren können. Dort das gleiche Spiel: Ofen mittig, Kamin seitlich, diesmal geht es aber aufgrund der Distanz des Ofens und des Winkels des eingemauerten Rohrstücks etwas schneller. Den Kunden gefällt es jeweils sehr gut und sind auch mit unserer Arbeit zufrieden. Wir bekommen jeder bei jedem Kunden 10€ Trinkgeld, ich bin begeistert. Warum bekommen ich als Lehrer nie ein Trinkgeld? Das wäre mal was. Voller Motivation fahren wir noch zu unseren Kollegen Werner und Manuel, denen wir bei ihrem Kachelofen noch bis Dienstschluss helfen. Mit Christian verstehe ich mich auch auf Anhieb, mir kommt es vor, als würden wir uns bereits lange kennen.
Heute habe ich auch meinen Dienstplan für den November beim McDonalds bekommen. Ja es ist unglaublich, der Oktober ist schon fast vorbei. Noch zwei Arbeitstage in der Firma Kubena, dann ein Feiertag und danach gleich ab zum Burger braten. Für alle, die mich besuchen kommen wollen, ich werde in der Filiale S2/Breitenleerstraße arbeiten und hier ist mein Dienstplan für die erste Woche:
2.11.: 8:30-15:00
3.11.: 8:30-16:00
4.11.: 11:30-20:00
6.11.: 11:30-20:30
Weitere Termine folgen...
Am Freitag bin ich fürs Aufräumen am Firmengelände verantwortlich: Fliesen zusammenschlichten, Paletten abräumen, Fliesenkleber stapeln, Dinge sortieren usw. Danach hole ich mit dem Firmenauto Beton vom Lagerhaus und bringe ihn zurück zur Firma, wo am Wochenende betoniert wird. Danach bekomme ich den Auftrag, wieder nach Matzen zur Großbaustelle zu fahren. Und täglich grüßt das Murmeltier. Diesmal zum Glück nur in den ersten Stock, der Fliesenleger hat die von mir nach oben geschleppten Fliesen bereits verarbeitet und ist dort oben fertig. Ich brauche für 2,5 Paletten ca. 4,5 Stunden. Diesmal spüre ich den Rücken und die Müdigkeit gar nicht so schlimm, es ist unglaublich, wie schnell sich der Körper an eine bestimmte Belastung gewöhnt. Nach dem Heimfahren räume ich noch die Paletten und den Müll von der Baustelle aus dem Auto und verabschiede mich ins Wochenende... das war mein vorletzter Arbeitstag! Am Montag ist dann der Oktober und die Arbeit bei der Firma Kubena bereits wieder zu Ende.
mit Janos das Badezimmer fliesenmit der Scheibtruhe immer 4 Packerl
so sieht mehr als eine Palette am Zielort ausChristian und ich
rauf die Stiegen!

letzter Arbeitstag

Am Montag, 31.10., habe ich meinen letzten Arbeitstag. Das Monat ist wirklich sehr schnell vergangen, ich bin fast ein bisschen traurig, dass es schon vorbei ist. Der Tag begrüßt mich wie am Anfang des Monats - mit einer herrlichen Dämmerung. Es bleibt auch den ganzen Tag sonnig und schön. Ich habe mir für den letzten Tag in der Firma Kubena etwas besonderes einfallen lassen, dazu bin ich eine halbe Stunde früher in die Firma gefahren. Letzte Woche habe ich ein Schild gebastelt, das die gleiche Größe wie das Rapid-Schild in der Firmenhalle der Kubenas hat. Nur dass dort nicht das Rapid-Logo auf grünem Hintergrund, sondern natürlich das Austria-Logo auf violettem Hintergrund zu sehen ist. Bevor alle anderen in der Firma waren, habe ich das Schild vertauscht und war gespannt, wann jemand dies bemerken wird. Es kommen also die Arbeitskollegen in die Firma, der Chef und die Chefin sind da, ich lerne sogar noch Tobi den Lehrling kennen, der heute seinen ersten Arbeitstag nach der Berufsschule hat, in der er die letzten acht Wochen verbracht hat. Außerdem habe ich einige Sachen als Geschenke für alle mitgenommen. Wir versammeln und in der Halle und ich bedanke mich bei allen für das Monat, sage noch zu jedem persönlich ein paar Worte, und meine dann in Richtung Mary und Franz, dass die Halle etwas grün-weißes benötigen würde, sie ist irgendwie so violett. In diesem Moment bemerkt die Chefin, dass hier ein violettes Schild hängt und flippt total aus. "Warum hängt do a Austria-Schild?", "Bitte was ist das?". Der Chef stimmt ein und die Arbeitskollegen und ich lachen um die Wette. Ich habe dann noch Blumen und Wein mitgebracht, das hebt etwas die Stimmung. Für die Kollegen gibt es Energy-Drinks und Kaffee für die Pausen. Danach machen wir ein paar gemeinsame Fotos zur Erinnerung und ich kann sogar die beiden Rapidler zu einem Foto unter dem Austria-Schild überreden.
Heute bin ich Manuel zugeteilt, mit ihm habe ich eh noch nie zusammengearbeitet. Wir fahren wieder nach Matzen, diesmal muss ich keine Fliesen schleppen, die sind ja schon alle oben. Unsere Aufgabe für heute ist es, die letzte Woche verlegten Fliesen zu verfugen. Der Chef begleitet uns persönlich zur Baustelle um mir die Technik richtig zu zeigen. Auch heut lerne ich noch Vokabeln dazu, für diese Arbeit braucht man nämlich einen "Fugenhobel". Am Anfang ist es etwas ungewohnt, aber nach ca. 1-2 Stunden habe ich die Bewegung heraussen. Es geht zügig voran und macht echt Spaß. Wir schaffen an diesem Tag zwei große Räume, sowie die kleinen Flächen bei den Waschtischen in den anderen Räumen. Um kurz nach 16 Uhr sind wir wieder in der Firma, zurück, räumen das Auto aus und ich verabschiede mich von den anwesenden Kollegen. Ich verspreche ihnen noch, sie im November zu besuchen - natürlich mit Essen von meinem nächsten Arbeitgeber!
So, heute Abend steigt eine Halloween-Party bei uns, danach einen Tag ausspannen und am Mittwoch gehts dann schon beim McDonalds los. Mein Dienst beginnt um 8:30 Uhr, ich bin gespannt wie es wird, sicherlich ganz anders als im Oktober...
Dämmerung am letzten Arbeitstagmeine Kollegen und ich
so funktioniert das Verfugenein unglaubliches Foto!
Abschiedsfoto